Gordian Golder hat unsere staatlich anerkannte Berufsfachschule für Musik Fachrichtung Rock/Pop/Jazz von 2011 bis 2013 besucht. Seine Ausbildung hat viel bei ihm in Bewegung gesetzt: Nicht nur Gordians Songwriting hat sich dadurch grundlegend verändert. Er hat entdeckt, dass Unterrichten genau sein Ding ist.
Wie bist Du mit dem Musikmachen in Berührung gekommen?
Meine Eltern und auch meine ältere Schwester haben damals Instrumente gespielt. Mein Papa Akkordeon, meine Mama Zither und meine Schwester Querflöte. Das heißt die Musik war schon immer mit dabei. Laut meiner Mama war ich ziemlich früh fest entschlossen, einmal Gitarre zu spielen.
In welchem Alter hast Du begonnen, Musik zu machen?
Irgendwie rumgewurschtelt habe ich mit 3 oder 4 Jahren. Da gibt es ein Bild von mir mit einer kleinen Spielzeuggitarre. Mit 5 Jahren habe ich dann Unterricht genommen.
Was war Dein erstes Instrument?
Ganz klassisch die Blockflöte. Wären meine Finger mit 5 Jahren größer gewesen, hätte ich gleich die Gitarre gewählt.
Wann hast Du Dich entschieden, Musik zum Beruf zu machen? Gab es einen konkreten Auslöser dafür? Wenn ja, welchen?
Den gab es definitiv! Mein erstes Metalkonzert: Bullet For My Valentine in der Münchner Zenithhalle. Es wurde das Intro gespielt und alles war dunkel. Dann fiel der Vorhang und der erste Song wurde gespielt. Da habe ich gemerkt: Ich will da hoch auf die Bühne. Ich will Musik machen.
An was erinnerst Du Dich besonders gern während Deiner Berufsfachschul-Ausbildung?
An die philosophischen Gespräche mit Mad Guitar Bernd Hess in seiner Gitarrenhöhle; an die faszinierenden Momente (zumindest für einen Gitarristen), wenn Andreas Wimmer in Chorleitung vierstimmige Sätze einfach auf Klavier vom Blatt gespielt hat und natürlich an meine Kameraden, die mich durch die zwei Jahre begleitet haben.
Was hat Dir nicht so zugesagt bei Deiner Berufsfachschul-Ausbildung?
Wenn Franz-David Baumann geschaut hat, ob ich in Gehörbildung meine Hausaufgaben gemacht habe…
Von was hast Du aus heutiger Sicht am meisten profitiert bei der Berufsfachschul-Ausbildung?
Über die Grenzen hinausdenken. Das Musik nicht nur ein Genre, sondern alles ein großes Ganzes ist. Gerade das zweite Jahr in Harmonielehre war wirklich der Hammer. Hier konnte ich so viel musiktheoretisches Wissen mitnehmen, auf das ich heute noch zurückgreifen kann. Die Zeit an der Berufsfachschule hat mein komplettes Songwriting auf den Kopf gestellt, da ich immer wieder neuen Input zum Ausprobieren bekam.
Wie ging Dein musikalischer Weg nach der Berufsfachschule weiter?
Nachdem für mich das Studium an einer Hochschule nicht in Frage kam, schaute ich mir mehrere Möglichkeiten an. Dann bin ich Mitglied einer Online Academy geworden, um meinen Input aufrecht zu halten. Ich habe mich viel dem Komponieren gewidmet und angefangen das Material der Jazzschool auf mein Instrument zu bekommen. Ich habe dann gemerkt, dass ich gerne Schüler unterrichte aber mir der Instrumentalunterricht zu monoton ist. Also bin ich an das Staatsinstitut nach Ansbach gegangen und habe eine Lehrerausbildung absolviert. Dort habe ich viel über Musikdidaktik gelernt und als Zweitfach Wirtschaft studiert.
Jetzt bin ich im zweiten Jahr meines Referendariats an der Mittelschule in Uffenheim (Mittelfranken). Dort coache ich vier verschiedene Bandklassen, gebe Musik- und Wirtschaftsunterricht und gestalte mit zwei Kollegen zusammen die Musikevents der Schule. Ich bin wirklich angekommen und die abwechslungsreiche Arbeit mit den Jahrgangsstufen 5 bis 9 macht mir sehr viel Spaß. Im Hintergrund schreibe ich mit einem Gitarristen aus Nürnberg an Songs, die wir bald aufnehmen werden. Es handelt sich um ein Instrumental-Progressive-Metal Projekt, von dem ihr, wenn alles gut geht, dieses Jahr noch etwas hören werdet.
Was kann man aus Deiner Sicht an einer Schule wie der Jazzschool für die Berufspraxis lernen und was funktioniert nur learning-by-doing?
Für die Berufspraxis lernt man, dass nur Zuhause oder im Proberaum sitzen und üben nicht alles ist. Man muss rausgehen und mit Menschen Musik machen. Das Geübte anwenden und merken, was für einen selbst authentisch ist und was nicht. Da denke ich immer an den ersten Auftritt, der damals über die Jazzschool hereinkam. Wir spielten mit dem Workshop im Künstlerhaus am Lenbachplatz in München. Ich hatte mein erstes Solo vor Publikum und war so aufgeregt. Ich habe einfach gespielt und es lief ganz gut. Alle applaudierten trotz ein paar falscher Töne. Das sind Erfahrungen, die man nicht Zuhause oder im Proberaum machen kann.
Wer sind Deine größten musikalischen Vorbilder und warum sind sie das für Dich?
Den Begriff Vorbild oder Idol finde ich etwas schwer, da ich niemanden kopieren möchte. Große Einflüsse gibt es natürlich mehrere. Die Gitarristen Aaron Marshall (Band Intervals) und Plini (Band Plini) höre ich rauf und runter, da ich seit längerem großer Fan von instrumentalem progressive Metal bin. Dazu findet man in meiner Playlist immer die Bands ARCHITECTS und AUGUST BURNS RED. Auch höre ich viele Projekte, die sich zwischen Blues und Funk bewegen. Davon krieg ich einfach nicht genug.
Würdest Du einem jungen Menschen heute empfehlen, Berufsmusiker bzw. Musikpädagoge zu werden? Wenn ja/nein, warum?
Natürlich, wenn es das ist, was er machen möchte, dann klar, wieso nicht? Ich denke, egal für was man sich in seinem Leben entscheidet, wichtig ist nur, dass man das, was man macht, gerne tut und sich dessen auch immer bewusst ist. Dann ist das der richtige Weg. Jeder Job hat seine Vor- und Nachteile und es gibt immer gute wie auch schlechte Phasen. In Sicht auf den Weg, den ich jetzt gegangen bin, kann ich zur Musikpädagogik und dem Ausüben des Lehrberufs an einer Mittelschule nur so viel sagen: Du musst mit jungen Menschen umgehen können, denn z. B. eine Klasse mit 20 Schülern zu „bespaßen“ ist nicht immer leicht und kann auch das ein oder andere Mal Zweifel hervorrufen. Allerdings wie schon erwähnt: Wenn du den Job gerne machst, dann passt das. Solltest du dir jeden Morgen denken: „Oh man… schon wieder, ernsthaft?“, dann glaub ich, solltest du einiges ändern. Fazit: Du liebst Musik? Mach Musik. Du hast Bock Kinder zu unterrichten? Dann mach das.
Was hältst Du für die wichtigsten Voraussetzungen für eine Karriere als Berufsmusiker bzw. Musikpädagogen?
Charakter, Ehrlichkeit, Kreativität und ganz wichtig: Leidenschaft.
Mit welchen Projekten kann man Dich aktuell hören/sehen? Und an welcher Schule unterrichtest Du?
Momentan unterrichte ich an der Mittelschule Uffenheim in Mittelfranken ca. zwischen Ansbach und Würzburg. Ich biete Gitarrenunterricht über Skype an und halte in Würzburg immer Ausschau nach Schülern. Bands, die ich coache, könnt ihr immer wieder bei der Uffenheimer Middle School Session hören. Von mir hört ihr noch in diesem Herbst etwas, wenn alles wie geplant klappt. Und letztes Jahr hatte ich die Ehre, die Musik zu einem Kurzfilm zu machen. Der Film heißt „STERNENKIND ein Film von Theresa Lausenmeyer“.
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