Wie bist Du mit dem Musikmachen in Berührung gekommen?
Mein Onkel hat uns Kindern früher gerne Klavierstücke vorgespielt und mit uns gesungen. Als meine Mama dann eines Tages ihre Gitarre von früher auspackte, war ich fasziniert von dem Instrument und meine Mutter meldete mich kurz darauf bei der Musikschule an. Angeblich war ich schon als Säugling mit in ihrem Gitarrenensemble.
In welchem Alter hast Du begonnen, Musik zu machen?
Mit acht Jahren.
Was war Dein erstes Instrument?
Gitarre
Wann hast Du Dich entschieden, Musik zum Beruf zu machen? Gab es einen konkreten Auslöser dafür? Wenn ja, welchen?
Ich habe meine 11. Klasse in der USA gemacht. Dort habe ich eine Gitarre gekauft, Songs geschrieben und mit meiner Gastmutter Ella Fitzgerald gehört. Sie ermutigte mich mehrmals dazu, Musik zu meinem Beruf zu machen. Nicht, dass ich das vorher ablehnte, ich habe das nur nicht als Möglichkeit gesehen und klassische Gitarre wollte ich auf gar keinen Fall studieren. Dann erfuhr ich von dem Studiengang Jazzgesang und der Jazzschool und der Weg war gelegt.
An was erinnerst Du Dich besonders gern während Deiner Berufsfachschul-Ausbildung?
An die gemeinsame Zeit im Klassenzimmer und Aufenthaltsraum, das gemeinsame Rhythmiküben und lernen, das gemeinsame Schwitzen in den Prüfungswochen :-)), das schöne und entspannte Schüler-Lehrer Verhältnis und natürlich die Events, z.B. die Konzerte.
Was hat Dir nicht so zugesagt bei Deiner Berufsfachschul-Ausbildung?
Während der BFS-Zeit habe ich manchmal die Geduld verloren und wollte nicht, auf schulische Art und Weise mit der Musik konfrontiert werden. Mir kam manchmal der Wunsch nach wieder mehr intuitivem Musizieren. Außerdem hatte ich das Gefühl, sehr viel Zeit abzusitzen und dadurch nicht zum Üben zu kommen. Jetzt aber im Nachhinein schätze ich den Stundenplan enorm und finde, wir haben so viel breitgefächertes Wissen mitgenommen. Viele von den Fächern, hatten wir in der Hochschule nicht, und ich möchte sie nicht missen. Ich fand die Zeit war gut investiert und intuitiv Musizieren kann man in jeder Situation. Da hindert einen die BFS ganz bestimmt nicht daran – ganz im Gegenteil.
Von was hast Du aus heutiger Sicht am meisten profitiert bei der Berufsfachschul-Ausbildung?
Das breitgefächerte Wissen. Ohne die Vorbereitung in Harmonielehre, Gehörbildung und meinem Gesangsunterricht bei Max Neissendorfer wäre ich wahrscheinlich an der Musikhochschule total verzweifelt. ;-) Ensemble- und Chorleitung hat mir auch total viel gebracht. Außerdem natürlich die Freundschaften, das Musizieren mit Gleichgesinnten und die Szene, in die man eintauchen durfte.
Wie ging Dein musikalischer Weg nach der Berufsfachschule weiter?
Jazzgesangsstudium an der Musikhochschule Mannheim. Vertiefung in mein Projekt „Jules“. Das Gründen vieler neuer Bands.
Was kann man aus Deiner Sicht an einer Schule wie der Jazzschool für die Berufspraxis lernen und was funktioniert nur learning-by-doing?
Ich habe gelernt zu lernen bzw. zu üben. Man übt sich im Musizieren vor einer Jury, Leuten vom Fach und Kollegen. Ich finde, die vielen Fächer fließen letztendlich alle zusammen und kann ich sehr gut im Musikeralltag gebrauchen. Ensemble- und Chorleitung bringt mir total viel bei Bandproben und an der Musikschule. Wenn ich meinen Chor leite, spricht Barbara Mayrs Stimme immer noch aus meinem Hinterkopf. Um allerdings sein Instrument zu beherrschen, braucht man einfach viel Zeit mit sich alleine und seinem Instrument. Das Gleiche gilt für die Erfahrung beim miteinander Musizieren, sowie die Erfahrung auf der Bühne. Das kann einem niemand beibringen. Das erfährt, erlebt und lernt man einfach in dem man übt, probt, spielt, einfach macht… Die Emotion der Musik trägt man in sich selbst. :)
Wer sind Deine größten musikalischen Vorbilder und warum sind sie das für Dich?
Erykah Badu finde ich großartig, wegen ihrem Feeling, ihrer Präsenz und ihrer flexiblen Art und Stimme. Die beherrscht ihr Werk. Ebenso auch Lianne La Havas, die nicht nur eine wahnsinns Stimme hat, sondern auch noch an der Gitarre groovt wie verrückt. Natürlich gibt es aber einen riesigen Haufen von fantastischen Vorbildern.
Würdest Du einem jungen Menschen heute empfehlen, Berufsmusiker zu werden? Wenn ja/nein, warum?
Ja, das würde ich. Es lohnt sich immer für die Kunst zu leben! Und es gibt so viele Möglichkeiten den Beruf „Musik“ auszuüben, es gibt so viele Wege. Faul sein, darf man dabei aber nicht :)
Was hältst Du für die wichtigsten Voraussetzungen für eine Karriere als Berufsmusiker?
Disziplin und Fleiß, genauso wie innere Ruhe und Freude an dem, was man tut. Authentizität finde ich persönlich am aller wichtigsten. Etwas zu produzieren und auf die Bühne zu bringen, das einem selber nicht gefällt, bringt niemandem etwas.
Mit welchen Projekten kann man Dich aktuell hören/sehen?
In erster Linie natürlich mit „Jules“. Hier singe ich meine eigenen Lieder und begleite mich dabei an der Gitarre. Solo oder mit Band – Mein Herzensprojekt. Kontrabassist Jan Dittmann und ich feilen an überwiegend ausgefuchstem Jazzrepertoire und arrangieren für Gesang und Bass. Mit „Jazz En Vogue“ und „Jules’n’A.R.T.“ begleiten wir mit ausgewählten Jazz, Pop und Soul Klassikern Events und Feiern, von Hintergrund- bis zu Partymusik. Außerdem singe ich sehr sehr gerne Backings zu den wunderschönen Liedern meiner Freundin „Hanna Sikasa“. www.hannasikasa.com
Wo findet man Dich im Web?
www.jules-music.net
www.jazzenvogue.de
Jules live:
https://www.youtube.com/watch?v=LWP_uFStw5I&t=51s
https://www.youtube.com/watch?v=LuRyztT2mmA&list=PL3FC5C93565026A39