„Wer ist schon gern allein?“. Diesen Song aus dem Film „Das fliegende Klassenzimmer“ hat unser Berufsfachschüler Noel Husser beim Projekt „Sprachbilder – Licht und Schatten“ für junge Geflüchtete mit einer Berufsintegrationsklasse der Kinder- und Jugendeinrichtung Schloss Zinneberg in Glonn am 8. und 9. Dezember 2016 erarbeitet. Für den Gitarristen aus unserem pädagogischen Aufbaujahr ging es darum, seine pädagogischen Fähigkeiten in der Praxis auszubauen.
Da ein Mitschüler aus der Berufsfachschule krankheitsbedingt ausfiel, stemmte Noel den musikalischen Part sogar ganz alleine. Die 15- bis 23-jährigen Projektteilnehmer sollten durch die Lichtmalerei ihre Soft Skills und Sprachkompetenz zur Berufsorientierung mit kreativer Medienarbeit erweitern.
Größte Herausforderung: die sprachliche Verständigung
Noel konnte bei dem medienpädagogischen Projekt mit den 20 Teilnehmern aus Eritrea, Syrien und Afghanistan so einiges dazu lernen: „Ich dachte, ich hätte zu wenig Stoff für die zwei Tage. Dabei habe ich erst mal viel zu viel Input geliefert. Die Gruppe zum gemeinsamen Musizieren zu bringen, war gar nicht so einfach. Vor allem weil ich alle Vorgaben auf Deutsch machen musste, waren die meisten sprachlich schnell überfordert. Aber es geht in den Berufsintegrationsklassen ja vor allem um Spracherwerb. Die gute Arbeitsatmosphäre hat diese anfänglichen Schwierigkeiten aber schnell wettgemacht.“
In diesem Image-Film sind die Projektergebnisse festgehalten, u.a. der von Noel erarbeitete Rap. Das Video wurde zusammen mit den entstandenen Lichtbildern in der Verwaltung von Schloss Zinneberg ausgestellt.
Wichtig für die Berufsorientierung: Soft Skills & Sprachkompetenz
Die leitenden Dozenten Matthias Baumann, Medienreferent an der Universität Freiburg, und Stephan Reischl, Lehrer für Deutsch als Zweitsprache am auf Schloss Zinneberg und Theaterreferent, haben das Projekt uns seine Ergebnisse folgendermaßen zusammengefasst: Die für die Berufsorientierung relevanten Soft Skills (Soziale Kompetenz, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, Kommunikationskompetenz etc.) wurden in diesem Projekt zunächst sprachlich vorentlastet.
Die Teilnehmer erarbeiteten Begriffe, Ideen und Schlagwörter (Mindmap), die sie mit diesen wichtigen Fähigkeiten assoziieren. Durch diese Herangehensweise können sowohl die Sprachkompetenz erweitert als auch sprachliche Mängel kompensiert werden. In einem parallel stattfindenden Musikworkshop unter der Leitung von Noel Husser setzten sich die Teilnehmer/innen mit einem Rap aus dem Film „Das fliegende Klassenzimmer“ auseinander und übten dabei einzelne Passagen aus dem Lied-Text in Gruppen sowie den Refrain als Gesamtgruppe ein: „Wer ist schon gern allein? Viel besser ist Zusammensein!“
Mehrdimensionaler Zugang: Lichtbilder & Musik:
Im Licht-Workshop wurden in einem zweiten Schritt die Begriffe in Bilder „übersetzt“: Wie kann man für die Berufsfindung relevante Fähigkeiten in einem Bild ausdrücken, um sie in das eigene Leben zu integrieren? An dieser Stelle kommt die Zusammenarbeit mit der Theaterpädagogik ins Spiel. Die Darstellung der „Soft Skills“ wurde in szenischen Standbildern (Freeze) umgesetzt.Die auf diese Weise entwickelten Bilder wurden mit der fotografischen Technik der Lichtmalerei künstlerisch weiterbearbeitet:
Während einer fotografischen Langzeitbelichtung „zeichnen“ die Teilnehmer dabei „ihre“ Szenen mit Lichtquellen (Taschenlampe, Fahrradlicht oder Handy) in die Luft bzw. malen mit Licht die Konturen des Theaterbildes nach. In der fotografischen Aufnahme entsteht dadurch ein Gemälde aus Licht.
Durch das Zusammenwirken von Spracharbeit, Musik und Fotokunst werden eine Erweiterung des Wortschatzes und ein Bewusstsein für berufliche Basiskompetenzen und Werte im Allgemeinen aus mehreren Perspektiven erreicht. Das Zusammenwirken der verschiedenen künstlerischen Darstellungsformen ermöglicht darüber hinaus einen mehrdimensionalen Zugang zu Themen der Selbstdarstellung in Beruf und Ausbildung.
Digitale Medien (Fotografie und Bildbearbeitung) in Verbindung mit zeitgemäßen Musiktexten sind hierfür besonders geeignet, da sie eine Ausdrucksmöglichkeit darstellen, die direkt aus der Lebenswelt der Teilnehmer/Innen kommt und ihnen vertraut ist. In nur zwei Tagen entstand auf diese Weise ein Image-Film mit verschiedenen „Lichtbildergeschichten“ und musikalischer Begleitung.