Andreas Höricht ist noch ziemlich frisch im Jazzschool-Team: Grund genug, den gebürtigen Landshuter und Bratschisten mal genauer unter die Lupe zu nehmen! Mit seiner humorvollen und gut gelaunten Art hat er sich schnell und unkompliziert an der Jazzschool eingelebt.
Andreas unterrichtet an unserer Berufsfachschule Geige, Bratsche, tonale Gehörbildung, Harmonielehre und Ensemblespiel. In unserem offenen Unterrichtsprogramm hat er neben dem Fach Geige seit Kurzem auch die Arrangement-Kurse übernommen.
Ich stamme nicht, wie soviele Kollegen, aus einem Musikerhaushalt. Allerdings war mein Großvater Kantor und ein Urgroßonkel ein leidlich bekannter romantischer Komponist, was dazu führte, dass mein Elternhaus auf jeden Fall der Musik aufgeschlossen gegenüber stand. Allerdings eindeutig der Klassik und keinesfalls dem Jazz oder gar dem Rock. Es wurde also viel Musik gehört, was mich bald in den Bann zog.
In welchem Alter hast Du begonnen, Musik zu machen?
Den ersten ernsthaften Unterricht bekam ich mit elf Jahren. Davor gab es verschiedene Versuche mit Blockflöte und Klavier, die aber alle im Desaster endeten.
Was war Dein erstes Instrument?
s.o. Mein erstes ernsthaftes Instrument war aber die Geige.
Wann hast Du Dich entschieden, Musik zum Beruf zu machen? Gab es einen konkreten Auslöser dafür? Wenn ja, welchen?
Auslöser waren die Schallplatten meiner Eltern. Ich war z.B. begeistert von den Beethoven-Symphonien und dirigierte sie als Bub schon auf dem Stuhl stehend. Auch wurde ich von meiner ersten Lehrerin extrem gefördert und so stand der Entschluss schon mit 15 oder 16 Jahren fest.
Was waren die Stationen auf Deinem Ausbildungsweg?
Ich begann während der Schule extern am damaligen Konservatorium Geige zu studieren, wechselte später zur Bratsche und hängte ein Hochschulstudium dran.
Wie ging Dein musikalischer Weg nach Deiner Ausbildung weiter?
Schon während der letzten Jahre meines Studiums hatte ich mit drei Freunden das Modern String Quartet gegründet, das sich zum Ziel setzte, in der klassischen Besetzung des Streichquartetts Jazz, Pop und Rock zu spielen. Da ich in diesen Stilrichtungen wenig Erfahrung hatte, wir aber schon bald recht erfolgreich waren, musste ich dieses Defizit im Selbststudium schnell nachholen. Meine Lehrer waren damals meine Mitmusiker sowie wieder die Schallplatten. Auch das Arrangieren und das Komponieren lernte ich unter diesem Druck, denn damals gab es für diese Besetzung keinerlei Material, das wir hätten von Noten spielen können. Es musste also alles selbst erstellt werden und da war jeder gefordert.
Was gefällt Dir an der Arbeit als Dozent besonders und was nicht so?
Es macht einfach Freude und ich lerne selbst ständig dazu.
Ein glücklicher Zufall, mein Vorgänger als Geigenlehrer hörte vor vier Jahren auf. Ich wurde gefragt und sagte sofort zu, weil es gerade sehr gut passte. Unterrichten war schon immer eine Passion von mir und besonders erfreulich war, dass ich auch die Möglichkeit hatte, Theoriestunden zu geben.
Was zeichnet für Dich die Arbeit an der Jazzschool aus?
Es ist immer ein Vergnügen, mit jungen Menschen zu arbeiten und natürlich besonders mit solchen, die die Begeisterung für die Musik teilen.
Gibt es etwas, was Du an der Jazzschool gerne verändern möchtest? Wenn ja, was?
Ich bin immer voll des Lobes, was die Jazzschool betrifft. Nicht nur, weil ich selbst ein Teil davon bin. Es gibt Unterricht auf höchstem Niveau, die Atmosphäre ist freundlich und es ist ein schönes Gefühl des Miteinanders entstanden. In Bezug auf die Berufsfachschule wäre zu sagen, dass der vorgegebene Lehrplan vielleicht nicht klar genug den Akzent auf das Hauptfach legt. Meiner Meinung nach müsste einfach mehr Zeit zum Üben da sein.
Wer sind Deine größten musikalischen Vorbilder und warum sind sie das für Dich?
Was hältst Du für die wichtigsten Voraussetzungen für eine Karriere als Berufsmusiker?
Das Wichtigste ist die Leidenschaft für die Musik. Man sollte auch die Fähigkeit haben, sich seine Freude an der Arbeit zu bewahren, denn nichts schadet dem kreativen Prozess so, wie Routine und Gleichgültigkeit. Zudem brauchen wir die Fähigkeit zum Durchhalten, es wird immer wieder Durststrecken geben, die man bewältigen muss. Und zuletzt muss einem klar sein, dass man, wenn es um den pekuniären Wohlstand geht, auf jeden Fall besser Arzt oder Anwalt werden sollte. Als Musiker wird man den nur in den seltensten Fällen erreichen. Man wird aber dadurch entlohnt, dass man sich permanent mit der schönsten Sache der Welt befasst.
Was braucht ein guter Musikpädagoge aus Deiner Sicht?
Empathie und Begeisterung
Mit welchen Projekten kann man Dich aktuell hören/sehen?
Nach wie vor bildet das Modern String Quartet die Basis in meinem Musikerdasein. Wir spielen einige Programme parallel und arbeiten gerade an einem neuen, das die Musik von Stravinsky und Ellington gegenüberstellen soll. Außerdem habe ich vor etwa zwei Jahren ein klassisches Streichquartett gegründet, das Voyagerquartett, das sich mit den Perlen der Musikgeschichte befasst, z.B. späte Beethoven-und späte Schubertquartette. (Sozusagen ein Jugendtraum) Das ist ein neuer Pfeiler in meinem Musikerleben. Dazu kommen einige Projekte, wie z.B. die Zusammenarbeit mit dem Till Martin Quartett, einer Formation mit Viola, Percussion und Bassklarinette, dem Ensemble Sam, sowie einer neuen Band um die Musiker von The Notwist. (Der Name ist etwa drei Zeilen lang und niemand kann ihn sich merken, deswegen nenne ich sie immer Lovebrains and Diskotäschchen)