Internationalen Austausch schreiben wir an unserer Berufsfachschule ganz groß! Dabei hilft uns das europäische Netzwerk „MusicXchain“ aus Music Colleges und Konservatorien. Finanzielle Unterstützung bekommen wir dafür aktuell von der EU durch unser eigenes Erasmus+-Projekt „musician – a profession without borders“ .

Susanne und Annelie mit Talis Gzibovskis, dem Leiter des Jazz Departments an der NSA Riga Cathedral Choir School
Die Cathedral Choir School
Wow – das dachten wir uns sofort, als wir einen Einblick in die Schule bekommen hatten. Ab der ersten Klasse bekommen hier die Schüler, die im Übrigen auch im Internat der Schule wohnen, Instrumental- und Gesangsunterricht, wie wir es ihn der Jazzschool bekamen. Und das hört man! Das Niveau war wirklich wahnsinnig hoch, sei es in der Musical-Abteilung, im Klassischen Bereich oder im Jazz Department, an dem wir täglich am Unterricht teilnehmen durften. Außerdem war die Schule sehr groß, viel größer als wir es zum Beispiel von einem Gymnasium kennen. Neben fächertypischem Unterricht wie Modern Dance in Musical hatten die Schüler der verschiedenen Abteilungen Sport, Englisch oder Deutsch gemeinsam. Gerade Deutsch war für uns natürlich super spannend! Die Schüler dort haben die Sprache wirklich mithilfe von Rammstein Songs gelernt. Interessante Methode! :-)
Riga – eine Stadt voller Musik
„Wenn ihr einen Letten auf der Straße fragt, ob er singt, werden euch 90 % mit ja antworten!“ Das hat uns Kristine Freiberga, unsere Erasmus+ Koordinatorin, gleich am Anfang der zwei Wochen gesagt. In Lettland ist Singen total populär. Quasi jeder ist in einem Chor, und es gibt sogar ein Sing-Festival mit Liedern, die jeder Lette mitsingen kann. Auch als wir schließlich losgezogen sind, um die Stadt zu erkunden, hat es uns nicht gewundert, warum wir gerade hier sind – überall war Musik! Ganz anders als in Deutschland waren draußen an Geschäften und Bars Lautsprecher angebracht, sodass man auf jeder Straße Musik hören konnte. Vor einem Burgergrill war da zum Beispiel Rock’n’Roll, vor dem Jazzclub Trompete wurde der Jazz, der auf der Bühne gespielt wurde, live nach draußen übertragen.
Unsere musikalischen Aktivitäten
Gleich an unserem ersten Schultag wurden uns zahlreiche Lehrer und Schüler vorgestellt, man führte uns durch das riesige Schulgebäude und ließ uns bei Tanzproben für Musicals, bei Einzelunterricht, Workshopproben und –prüfungen zuschauen. Abends hatten wir unseren ersten Unterricht: Chorsingen. Wir studierten unter der Leitung von Barbara Mayr – unserer Gesangsdozentin aus München – zusammen mit den lettischen Schülern ein Stück ein und waren positiv überrascht, wie fit vereinzelte Sänger im Blattsingen waren.
In den nächsten Tagen besuchten wir die Gehörbildungsklasse, den Harmonielehreunterricht, die Englisch-, Deutsch- und Sportstunden und hörten bei den Proben des Klassischen Chors zu. Richtig aktiv durften wir dann am Mittwochabend sein: Bei unserem Bandworkshop. Erstaunlicherweise war kein Lehrer anwesend und einige im Voraus besprochenen Dinge schienen leider ihren Weg nicht bis zu den Musikern geschafft zu haben, mit denen wir spielen sollten. Wir fühlten uns auch manchmal nicht ganz akzeptiert. Trotzdem haben wir es genossen, mit den Schülern aus Riga zu spielen und Neues von ihnen zu lernen. Es war sehr aufregend, in diesem internationalen Umfeld zu arbeiten.
Unser erster Gesangsunterricht bei Inga Berzina, die uns vom ersten Moment an begeistert hat, fand auch gleich in der ersten Woche statt und war für uns beide das Highlight des Riga- Aufenthaltes. Am Freitag besuchten wir noch die Jazzabteilung der Musikhochschule Riga und schauten bei einigen Unterrichtsstunden und Proben zu. Dann waren wir an der Reihe, den Gospelchor zu leiten. Wir studierten beide jeweils ein Stück mit den lettischen Schülern ein, was großen Spaß gemacht hat.
Im Stagemovement-Kurs lernten wir, wie wichtig ein gutes Körpergefühl für das Musizieren ist, wie gut man den Körper auf eine Bühnensituation vorbereiten kann. Neben Fächern wie Deutsch, Englisch, Sport, Harmonielehre und Komposition hatten wir natürlich auch eine Generalprobe mit unserer Band für den Auftritt im Jazzclub „Trompete“ am Mittwochabend und eine weitere Stunde Gesang bei Inga. Wir waren ein zweites Mal in der Musikhochschule und durften bei einem Scatgesangs-Workshop mitmachen, bei dem wir viele Fragen stellen und uns selbst ausprobieren konnten.
Dann kam der spannende Abend: Unser Gig in der „Trompete“. Neben uns haben noch zwei weitere Schulen gespielt und kurz bevor es losging, sagte man uns, wir dürften aus Zeitgründen jeweils nur ein Stück singen. Das war schade. Aber es war toll, in diesem gemütlichen, altmodischen Club aufzutreten. Allerdings blieb leider auch ein leises Gefühl von Enttäuschung zurück.
Unser Fazit
Unser Fazit der zwei Wochen ist überwiegend positiv. Trotz Komplikationen und mancher Enttäuschung haben wir versucht, das Beste aus allem zu machen und unsere Neugier zu behalten. Wir haben so viele neue musikalische Eindrücke gewonnen, so viele kreative Anstöße, und sind sehr dankbar, dass wir die Erfahrung dieses Austausches machen durften. Ein Abenteuer mit Höhen und Tiefen.