Erste Erfahrungen mit europäischen Schüleraustausch-Aktivitäten hatten wir an unserer Berufsfachschule durch das Partner-Netzwerk MusicXchain schon 2015 und 2016 gesammelt. Allerdings hatte unser Verein diese bis dato selbst finanziert. Seit Juni 2016 bekommen wir im Rahmen des Programms Erasmus+ finanzielle Unterstützung von der EU für unser Projekt „musician – a profession without borders“.
Wir erfuhren in der Woche vor den Sommerferien 2016, dass wir das Glück haben, an dem Erasmus+-Austausch nach Kajaani, Finnland, teilzunehmen. Für beide von uns war Skandinavien und erst recht Finnland etwas Unbekanntes, da keiner von uns jemals dort war. Doch gerade als wir zum ersten Mal über unser unverhofftes gemeinsames Reiseziel sprachen, fiel uns auf, dass wir zwei ein großes Interesse und eine starke Neugier für diesen Teil Europas teilten.
In den Wochen und Monaten danach erfuhren wir immer mehr über die uns erwartenden zwei Wochen. So träufelten so manche Schock-Nachrichten über Niedrigst-Temperaturen und seltene Sonnenstunden bei uns ein. Aber auch erfreuliche Mitteilungen wie, dass das Bildungssystem sehr gut sei und die Einwohner sehr gastfreundlich, prägten unsere Erwartungshaltung zu Finnland. Diese Kombination verlieh unserem Austausch schon im Voraus einen gewissen abenteuerlichen Charme. Als wir dann tatsächlich am Flughafen München in unsere Maschine stiegen, waren wir wohl beide gespannter und mehr mit Vorfreude erfüllt, als bei irgendeiner Reise in unserem Leben davor.
Bei unserer Ankunft in Kajaani erfüllten sich schon direkt einige unserer Erwartungen: Es war sehr dunkel und sehr kalt. Tappi, unser Ansprechpartner an unserer Gastschule, erwies sich als äußert gastfreundlich, als er uns vom Flughafen abholte und uns direkt in unsere Unterkunft fuhr.
In Unterricht und Schulalltag, an dem wir in den nächsten zwei Wochen teilnahmen, fiel uns der enorme Praxisbezug auf, der wohl für das finnische Schulsystem typisch ist: So spielten wir mehrere Stunden pro Tag in zwei Bands, erarbeiteten neue Stücke und bereiteten ein Repertoire für zwei Auftritte im Rock House Kulma vor – dem wichtigsten Musikclub in Kajaani -, die am letzten Wochenende unseres Aufenthaltes stattfanden.
Außerhalb der Schule wurden wir von unseren Mitschülern auch in zwei weitere Aspekte der finnischen Kultur und Mentalität eingeführt: Die Sauna und die Trinkfreudigkeit. So verbrachten wir einige sehr gemütliche Abende und lernten dabei unsere Kameraden besser kennen.
Den abschließenden Höhepunkt unseres Aufenthaltes stellten tatsächlich die beiden Auftritte im Rock House Kulma dar. Am Freitag des letzten Wochenendes spielten wir mit dem ersten Workshop, der sich mit modernen finnischen Rock- und Popsongs beschäftigte, einen Tag später mit der Combo mit den neu zu interpretierenden Volksliedern. Die Performance kam sehr gut an und die beiden Abende erschienen uns gelungen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass wir beide eine wirklich wunderschöne Zeit in Kajaani hatten, viel Musik mit tollen Leuten gemacht haben und der Austausch eine Erfahrung war, die wir wohl beide nicht missen möchten.